Worauf muss ich achten, wenn ich meinen Hund füttere?

Wolf und Hund? Gibt es da Unterschiede beim Fressverhalten?

Theorien zur richtigen Ernährung von Hunden und Katzen gibt es viele – aber welche sind alltagstauglich und basieren auf Tatsachen?

 

Wenn du dich in Foren im Internet umschaust, findest du neben Fachwissen auch tausende von widersprüchlichen Tipps und fragwürdigen Überzeugungen, die aus Unwissen und überkommenen Vorstellungen stammen.

 

Stammvater deines Hundes ist natürlich der Wolf. Aber sie sind mittlerweile nur verwandt und daher gibt es sehr viele Parallelen, nur enden diese Parallelen auch irgendwo. Gerade im Hinblick auf die Fütterung deines Hundes gibt es viel Unwissen.

 

Kommen wir zu den Parallelen von Wolf und Hund

Sie sind beides Rudeltiere, ihre soziale Struktur und Kommunikation sind im Grunde gleich, ebenso wie die ausgezeichneten Sinne und vor allem Gehörsinn und Geruchssinn.

Wölfe können im Tiefschnee kleine Nagetiere nur über das Gehör aufspüren. Dir ist es bestimmt auch schon aufgefallen. Es ist fast unmöglich eine Chipstüte zu öffnen, egal wie du dich anstellst, kaum hast du die Chipstüte in der Hand steht dein Hund schon parat obwohl er gerade noch tief und fest geschlafen hat.

Meine Jeany findet im Wald sehr zuverlässig Plastik. Wir fahren oft mit dem Rad auf dem Feld und ganz plötzlich geht sie zielgerichtet an ein Gebüsch und holt einen Keilriemen, Kehrschaufel, Plastikrohre und noch vieles mehr da raus. Geld hat sie leider noch nicht gefunden…

 

Wölfe jagen gemeinsam oftmals auch große Tiere wie Hirsche, Elche, Wildschweine und in den USA sogar Bisons. Manchmal zählen aber auch Hasen, Vögel und Mäuse zu ihren Beutetieren. Findet der Wolf nichts zu fressen geht er auch mal auf Insektenjagt. Sie müssen sehr gut mit ihrer Energie haushalten und bevorzugen deswegen alte, schwache, kranke und sehr junge Tiere. Sie wittern ihre Beute aus bis zu 2- 3 km Entfernung und legen daher sehr weite Strecken zurück. Meistens werden größere Beutetiere von der übrigen Herde isoliert, durch eine kurze, schnelle Jagd überrumpelt und rasch getötet. Nur bei ca 10 % aller Angriffe kommt ein Rundel zum Ziel. So muss ein Rudel häufiger über mehrere Tage hungern. Die Tötung erfolgt durch einen Biss in die Kehle oder in den Nacken.

 

Im Übrigen benötigt ein ausgewachsener Wolf je nach Energiebedarf im Durchschnitt 5–6 kg Nahrung pro Tag. Bleiben Reste übrig, dann werden diese vergraben.

 

Welche Rolle spielt die Domestikation in der Evolution?

Also wie wurde aus einem wilden Wolf ein zahmer Haushund? Da gibt es viele verschiedene Theorien. Diese hier macht am meisten für mich Sinn: Der Mensch wurde damals sesshaft, hat sich eine Siedlung aufgebaut und Nahrungsreste auf Müllhalden entsorgt. Wölfe die weniger Angst vor den Menschen hatten, haben sich an den Nahrungsresten bedient. Die Wölfe wurden immer weniger Scheu, hatten viele Nachkommen (da sie immer ein Angebot an Essen hatten) und dieses Merkmal wurde weitervererbt. Sie passten sich auch körperlich an: Es wurden Zähne, Gehirn und damit der Kopf kleiner. Warum ein kleineres Gehirn? Weil ein kleineres Gehirn weniger Energie benötigt, was dem minderwertigen Nahrungsangebot auf Müllhalden entgegenkam.

 

Die Müllhunde minimierten die Zahl der Schadnager und wirkten auch der Seuchenausbreitung entgegen. Du weißt ja was dein Hund so alles im Wald findet und frisst…das haben die damals auch gefressen und so die Siedlung recht sauber gehalten.

 

Das Wolfsrudel als Familie

In freier Wildbahn besteht ein Wolfsrudel meist aus Eltern und deren Nachkommen (Welpen und Jungtiere), also einem Familienverband mit durchschnittlich 5–10 Mitgliedern.

Der Familienverband eines Wolfsrudels ist in gewisser Weise vergleichbar mit einer menschlichen Familie: Die Eltern umsorgen und füttern ihre Welpen in der Wurfhöhle. Sobald diese die Höhle verlassen, übernehmen die Eltern – wie in menschlichen Familien – die Führungsrolle. Nach einem Jahr folgt der zweite Wurf und auch diesen führen und leiten die Eltern. Die einjährigen Wölfe beteiligen sich an der Betreuung und Erziehung der kleinen Geschwister, an der gemeinsamen Jagd sowie der Verteidigung des Reviers. Die ca. zweijährigen geschlechtsreifen Tiere suchen sich ein eigenes Territorium und einen Paarungspartner.

 

Futter in der Beziehung zwischen Mensch und Hund

Nun haben wir eine ganz besondere Beziehung zu unseren Hunden. Die Art, wie Futter eingesetzt wird und wie der Mensch die Fütterung handhabt, sagt viel über die Beziehung Mensch und Hund aus. Es gibt verschiedene Möglichkeiten Futter einzusetzen und nicht jede Möglichkeit ist eine gute.

 

Die erste Möglichkeit: Futter zur Stärkung der Beziehung oder als Zeichen der Zuwendung:

Der Hund ist nach der Meinung von manchen „dankbar“ und „liebt“ den Futterspender. Aber ganz ehrlich dein Hund liebt dich onehin, und seine weiteren Annäherungen entstehen nicht aus „Dankbarkeit“, sondern in der Hoffnung, noch einen Nachschub zu bekommen. Die Bindung an sich wird nicht gestärkt nur weil dein Hund, Futter von dir bekommt.

 

Die zweite Möglichkeit: Futter als Ersatz für gemeinsame Zeit und Aufmerksamkeit

Der Mensch hat zum Glück die Fähigkeit zu einem schlechten Gewissen. Das lässt zu, dass wir uns ändern können. Aber deinem Hund Futter zu geben, weil du deiner Meinung nach deinem Hund zu wenig Aufmerksamkeit schenkst, klappt nicht. Meine Jeany will immer dabei sein und freut sich total, wenn sie mit darf. Ich habe ihr auch beigebracht mal einige Stunden alleine zu sein, aber meistens darf sie mit. Das entspricht dem Wesen deines Hundes, er will einfach beim Rudel sein. Hier wird die Bindung besser, wenn du dich mit deinem Hund beschäftigst.

 

Die dritte Möglichkeit: Futter als Motivation in der Erziehung

Je nach Hund, kann beim Training Futter sehr gut helfen. Bringe ich meiner Jeany einen neuen Trick bei, dann bekommt sie am Anfang viele Belohnungshappen mit Lob, damit sie versteht: Das habe ich gerade gut gemacht und bekomme auch etwas dafür. Hat sie verstanden was ich will, reduziere ich das Futter und verstärke das Lob. Lob kann streicheln sein, sehr viel Aufmerksamkeit und einfach meine Freude darüber wie toll sie das kann. Irgendwann gibt es kaum noch Belohnungshappen. Du stärkst die Bindung mit deinem Hund indem du zusammen mit ihm Dinge erlebst und dich um ihn kümmerst, das darfst du nicht vergessen.

 

Die vierte Möglichkeit: Futter zur Beschäftigung und geistigen Auslastung

Da meine Jeany immer mit der Nase auf dem Boden herum läuft, baue ich immer mal wieder in den Tag ein ca. 30 Minuten Suchspiel ein. Dann darf sie Leckerlies oder Nüsse suchen im Haus, im Hof, im Garten. Sie ist nach den 30 Minuten richtig kaputt und ausgelastet. Es ist sehr anstrengend für deinen Hund etwas zu suchen. Ich nutze das oft, wenn es mir nicht gut geht und ich mit ihr nicht so viel Gassi gehen kann. Wir haben verschiedene Kommandos eingebaut wie z. B. Such, weiter und das Makerwort ja (wenn sie in der Nähe vom dem Gesuchten Gegenstand ist).

 

Zum Ende noch ein paar wichtige Tipps zur Fütterung:

  1. Störe deinen Hund nicht beim Fressen. Gib ihm sein Essen und ziehe dich zurück. Genauso sollten andere Hunde in großer Entfernung zu einander Fressen. Sonst gibt es Futterneid und sie fangen an zu schlingen.
  2. Gebe Nassfutter und Trockenfutter nicht zu einer Mahlzeit. Am Besten du fütterst morgens Nassfutter und abends Trockenfutter. Trockenfutter braucht länger bis es verdaut ist. Bekommt dein Hund beides auf einmal, kann das zu Verdauungsstörungen führen.
  3. Besser ist es zweimal am Tag - bei einem normal großen und erwachsenen Hund - zu füttern. Senioren, Welpen und kleine Hunde müssen meistens mehrmals am Tag gefüttert werden.
  4. Reinige Wasser und Futterschüssel mindestens einmal am Tag. Die Futterschüssel sollte nach dem Fressen gereinigt werden.
  5. Als Futterschüssel eignen sich Keramik und Stahlschüsseln. Diese müssen aber lebensmittelecht sein und die Glasur ohne Schadstoffe. Benutze keine Kunststoffschüsseln.
  6. Futter sollte nie in Kühlschranktemperatur gegeben werden, sondern immer mindestens in Zimmertemperatur. Hunde schätzen auch körperwarmes Futter, weil sich dann die Geruchs- und Geschmacksstoffe besser entwickeln können.

 

Also zusammenfassend:

Die Parallelen von Wolfsmahlzeiten und Hundefütterung enden bei bestimmten Punkten:

• Es ist in der Menschenfamilie nicht nötig, dass die Rudelführer (Menschen) vor ihrem Hund die Mahlzeit einnehmen.

• Riesige Portionen auf einmal kann unser heutiger Haushund nicht verarbeiten, er hat auch nicht dasselbe Laufpensum wie der Wolf. Außerdem kann es bei manchen Hunderassen zu Magendrehung kommen. Mehrere kleine Rationen am Tag sind für den Hund bekömmlicher.

• Hunde verkraften kohlenhydrathaltiges Futter besser als der Wolf. Die Portionen können also auch Getreide/Reis oder Kartoffeln enthalten, wenn der Hund dies verträgt.

Denke daran: Die Gesundheit ist wie das Salz, man bemerkt nur, wenn sie fehlt.

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